Das Begriffspaar von »Natura naturans« und »Natura naturata« taucht nur einmal wie nebenbei in
Spinozas Ethik auf. Während traditionell darunter die Unterscheidung zwischen Gott und
Schöpfung verstanden wird bezeichnen diese beiden Begriffe bei Spinoza die gegenseitige
Bedingung von Ganzem und Teilen. Es ist diese eigentümliche Denkfigur die Spinozas Monismus
sein Schillern und seine Lebendigkeit verleiht und die die Behauptung die Natur sei ihre
eigene Ursache erst mit konkretem Sinn erfüllt. In der Tat lässt sich diese Denkfigur des
Schillerns und Flirrens in der sich Bedingungs- und Verursachungsverhältnisse beständig
umkehren und in der diese Umkehrung die Identität der so zueinander in Beziehung stehenden
Elemente begründet an allen entscheidenden Stellen von Spinozas Philosophie nachweisen: in der
Metaphysik der Substanz ebenso wie in der Lehre von Geist und Körper in der Verschränkung von
Notwendigkeit und Freiheit in der Vieldeutigkeit des »Conatus« in der Theorie des Sozialen
und schließlich in den Beschreibungen der Liebe zu Gott inder der Mensch das Glück zu finden
vermag. Die vorliegende Arbeit schlüsselt die Philosophie Spinozas konsequent anhand dieser
Denkfigur auf. So ersteht das Bild der Natur die sich in unendlichem Schillern selbst bejaht
und hervorbringt.