Im Zusammenhang mit der rapiden Entstehung verschiedenartigster Denk- und Erkenntnisweisen
('Diskurse') in der europäischen Neuzeit kommt man um die Frage nach deren Relativität und
Reichweite ihrer Geltung oder gar Wahrheit nicht herum. Im ausgehenden 17. Jahrhundert
veranstaltet Fontenelle Unterhaltungen mit gebildeten Damen über die Vielzahl planetarischer
intelligentes Leben nicht ausschließender Welten. Im 18. präsentiert die französische
Encylopédie bereits Evidenz für die interne kognitive Vielfalt auf der Erde. Im weiteren
Verlauf der Wissensentwicklung bilden sich die unterschiedlichsten Denkformen heraus deren
Interferenz ja Konkurrenz nach A. Gehlen die Frage provoziert ob wir mit unseren
Überzeugungen nicht immer die Getäuschten sind. Ein Verhältnis problematischer Nähe und
kritischer Distanz charakterisiert dabei vor allem die Beziehungen zwischen Philosophie und
Literatur. Ihre großen Vertreter hier Hegel und Beckett praktizieren durchaus
unterschiedliche Verfahren und sind insofern nicht direkt vergleichbar. Aber ihre mentale
Verfügungsgewalt nimmt Denken und Welt gleichsam als Geiseln deren Eigenart Parameter und
Implikationen sie zu eindrucksvollen und überraschend ähnlichen Gestalten destillieren.In ihnen
gewärtigen wir was Hölderlin das Bleibende nannte und was wir immer noch zu ergreifen
versuchen.