Der Autor analysiert die grundlegenden Differenzen ebenso wie erstaunliche Übereinstimmungen in
der ideologisch geprägten Geschichtsinterpretation der beiden deutschen Diktaturen im 20. Jhdt.
Es erweist sich dass gerade das ungleiche Ereignispaar Reformation und Bauernkrieg als ideales
Objekt für eine historiographische Untersuchung zum Dritten Reich und zur DDR zu dienen vermag.
In keinem der Systeme war mit den revolutionären Ereignissen die Idee einer Befreiung im Sinne
der bürgerlichen Freiheit verbunden. Die Revolution wird als eine autoritär gelenkte Aktion
verstanden der nationalsozialistischen Führeridee steht das marxistisch-leninistische Konzept
der Parteielite gegenüber. Dennoch finden sich auch Übereinstimmungen im Verhältnis der beiden
Diktaturen zur Historie. Diese folgen aus dem beiden Systemen immanenten Anspruch auf totale
Durchdringung der Gesellschaft. Die Ideologie des Nationalsozialismus respektive des
Marxismus-Leninismus gab den jeweiligen politischen Orientierungsrahmen vor der in seiner
Gültigkeit nicht zu hinterfragen war. Daraus leiteten sich die jeweiligen
geschichtstheoretischen und geschichtsphilosophischen Parameter ab die entsprechend der
Ideologie als Paradigmen galten.Der Autor geht fortlaufend auf Übereinstimmungen und
Differenzen zwischen einzelnen Interpretationen sowie der Bedeutung und Funktion der
Geschichtsschreibung in den beiden deutschen Diktaturen ein. Durch die Vergleichsfolie der
jeweils anderen Diktatur wird der Blick auf die jeweilige Rezeptionsgeschichte nochmals
geschärft. Dabei interessiert die stoffliche Seite ebenso wie die Produktionsmechanismen die
normativen Deutungsrahmen und deren Verhältnis zum Geschichtsbild.