Die deutsche Sozialdemokratie befindet sich nach der schweren Niederlage bei der Bundestagswahl
2017 in einer schwierigen Phase. Will man als Volkspartei in Zeiten des (Rechts)Populismus eine
Machtoption aufrechterhalten so bedarf es einer gründlichen Bestandsaufnahme. Vor diesem
Hintergrund bietet die SPD in Bayern ein markantes Beispiel sozialdemokratischer Schwäche. Seit
der Jahrtausendwende ist sie in einem außerordentlichen Maße weiter abgesunken und läuft Gefahr
zu einer Kleinpartei degradiert zu werden. So bündeln sich in diesem Fallbeispiel
Problemstränge die Erkenntnisse über die Sozialdemokratie insgesamt zu Tage fördern können.
Angesichts der rund sechzigjährigen Vorherrschaft der Staatspartei CSU und der Chancenlosigkeit
der SPD lautet die erkenntnisleitende Fragestellung: Warum ist die bayerische Sozialdemokratie
seit langem schwach bzw. seit der Jahrtausendwende noch weiter abgesunken? Welche Gründe können
identifiziert werden dass in der Phase der Industrialisierung einer intensivierenden
Urbanisierung und eines beschleunigten sozialen Wandels nach 1945 die bayerische
Sozialdemokratie an Boden verlor? Und welche auch bundesweit beispielhaften Schlussfolgerungen
lassen sich daraus für die Sozialdemokratie in Bayern ziehen?