Am 12. Januar 1986 elf Tage vor seinem Tod nahm Joseph Beuys den Wilhelm Lehmbruck-Preis der
Stadt Duisburg entgegen. Er bedankte sich mit einer Rede die in bewegenden sehr persönlichen
Worten einen Künstler würdigte den er hoch verehrte und als seinen eigentlichen Lehrer
bezeichnete. Beuys'Begegnung mit dem bildhauerischen Werk von Wilhelm Lehmbruck geht auf das
Jahr 1938 zurück: Die Abbildung einer Lehmbruck-Plastik löste damals eine Art Initialzündung in
ihm aus die sein künstlerisches Schaffen entscheidend prägen sollte. Dererweiterte
Kunstbegriffund dieplastische Theoriehaben ihre Wurzeln in diesem Erlebnis -Alles ist Skulptur
rief mir quasi dieses Bild zu.Wilhelm Lehmbruck hatte an der Düsseldorfer Kunstakademie
studiert bevor er 1910 nach Paris ging und dort u.a. Maillol Brancusi und Modigliani
kennenlernte. Seine Figuren aus Bronze Steinguß oder Ton - weibliche Torsi emporsteigende
kniende und stürzendeJünglinge- verarbeiten die formalen Einflüsse der Avantgarde und sind
Ausdruck des eigenen Leidens an seiner Zeit. Lehmbruck der Paris bei Ausbruch des 1.
Weltkriegs verlassen mußte nahm sich 1919 das Leben. Er ist einer der Hauptvertreter des
deutschen Expressionismus in der Plastik. Dieser Band der zum 20. Todestag von Joseph Beuys
erscheint enthält die vollständige Lehmbruck-Rede.