"Ich bin ein visueller Typ. Ich begreife durch die Augen" - Henri Cartier-Bresson (1908-2004)
Meister des entscheidenden Augenblicks und Mythos malgré lui machte das photographische Bild
zur Sprache seiner Wahl. Seinem Bekenntnis treu hat er ein gewaltiges photographisches Werk in
Schwarzweiß geschaffen das stilprägend für das 20. Jahrhundert wurde seine Bildbände sind
"Bibeln" der photographischen Zunft. Schriftlich hat er sich nur wenig über seine Tätigkeit
geäußert Worte zu seinen Bildern zu finden überließ er befreundeten Schriftstellern und der
Kunstwissenschaft. In Interviews und Gesprächen hingegen gab er freimütig Auskunft - seit
seiner epochalen Ausstellung 1947 im New Yorker MoMA war er ein begehrter Interviewpartner von
Journalisten und Spezialisten aus aller Welt. Mit Verve und Esprit Temperament und Humor
erzählt er dort von seiner Herkunft prägenden Einflüssen durch Kubismus und Surrealismus
Lehrjahren im Film bei Jean Renoir frühen Abenteuerreisen nach Afrika und Mexiko seiner
geliebten Leica-Kamera Kriegsgefangenschaft und Résistance der Gründung der Agentur Magnum
Reisen nach Indien China Kuba und in die Sowjetunion der Begegnung mit Gandhi Fidel Castro
und dem Dalai Lama er spricht über die Lust am Photographieren "auf leisen Sohlen" Stil und
Ethos Intuition und Geometrie Komposition und Bildausschnitt seine Verehrung für die Malerei
und die Hinwendung zur Zeichnung im Alter. Dabei rückt er so manche Legende um seine Person
zurecht. Unser Band versammelt zwölf große seit der Erstveröffentlichung meist schwer
zugängliche Interviews aus knapp fünfzig Jahren. Angesichts einer Flut von Sekundärliteratur
liefert er im Originalton authentische Auskunft über Cartier-Bressons Leben und Werk. Als
Kaleidoskop einer Autobiographie (die der Photograph nie geschrieben hat) ist er die
unerlässliche und spannend zu lesende Ergänzung zu den großen Bildbänden der
Cartier-Bresson-Edition bei Schirmer Mosel.