Stefan Trinks (geb. 1973) widmet seine grundlegende Studie dem Thema des gewebten Textils als
Träger und Symbol von und für Geschichtsdarstellungen. Beginnend mit der Buchmalerei des späten
10. Jahrhunderts zeichnet Trinks zunächst die ikonographische Entwicklung der
Grabtuchdarstellungen in Auferstehungsszenen der Buchmalerei nach bevor er über die
Lendentücher mittelalterlicher Kruzifixe zu Gewand- und Textildarstellungen am Anfang der
Renaissance wandert. Diese Expedition zu immer autonomeren Formen textiler Symbolik
unterfüttert er mit mythologischen und etymologischen Zusammenhängen zwischen Stoff und
Geschichtsschreibung und erweitert so zusätzlich deren ikonographische Deutungsmöglichkeiten.
Im vermehrten Aufkommen der sogenannten Tüchleinmalerei im späten 15. Jahrhundert sieht er
letztlich die konsequente Weiterführung dieser Thematik und zwar in der Loslösung des Bildes
von festen immobilen Trägern hin zum nun selbst schwebenden Gewebe. Bis in die heutige Zeit
kann Trinks die Relevanz seiner Beobachtungen nicht zuletzt auch für das Bild der digitalen
Vernetzung überzeugend vermitteln.