Anton Semjonowitsch Makarenko (1888-1939) leitete in den 1920er 30er Jahren mehrere Kolonien
für straffällige Kinder und Jugendliche in der Ukraine. Sein literarisches Hauptwerk
Pädagogisches Poem wurde in über 40 Sprachen übersetzt. Bis heute gilt er als Klassiker der
Pädagogik - zu Recht? In der DDR und der BRD wurde Makarenko zum Gegenstand des Kalten Krieges
sogar mit unterschiedlichen Übersetzungen in Ost und West. Die einen erklärten ihn zum
bürgerlichen Reformpädagogen die anderen zum kommunistischen Pädagogen. Kritiker hingegen
sahen in ihm einen Stalinisten. Anke Dreier-Horning spürt die unterschiedlichsten Narrative und
Mythen der Rezeption Makarenkos in Ost und West auf und konfrontiert diese mit den historischen
Tatsachen. Ihre Analyse dekonstruiert bestehende und bisher als verlässlich angesehene
Erzählformen indem sie wirkungsmächtige Faktoren (z.B. die Erhebung Makarenkos in den Rang
eines Klassikers) sichtbar macht und problematisiert.