Öffentliche Aufträge werden nicht nur nach Wirtschaftlichkeit sondern auch aufgrund
politischer Gesichtspunkte vergeben. Solche vergabefremden Kriterien bilden seit langem ein
zentrales Problemfeld im Vergaberecht. Chang-Yeh Lee vergleicht das deutsche und das
taiwanesische Recht hinsichtlich sozialer und ökologischer Aspekte bei Vergabeentscheidungen.
Er erörtert das Verhältnis der Berücksichtigung dieser strategischen Aspekte zu den sonstigen
Grundsätzen des Vergaberechts insbesondere die Frage ob ein Konflikt zwischen ihnen entsteht
und welche Lösungskonzepte für diesen denkbar sind. Anschließend legt er die konkrete
Ausgestaltung der Möglichkeiten dar wie strategische Aspekte einbezogen werden können. Aus
europäischer und deutscher Sicht erläutert er nicht nur die Voraussetzungen der Verwendung von
Gütezeichen sondern auch die Zulässigkeit der vergabespezifischen Tariftreueregelungen oder
Mindestlohnvorgaben. Die Erhebung der sogenannten Ersatzgebühr in Taiwan die ein wichtiges
Instrument sozialpolitischer Ziele darstellt findet ebenfalls Beachtung.