Die 46 Gradualien des V. Modus aus dem fränkisch-karolingischen Kernrepertoire des
Gregorianischen Chorals zeigen eine besondere Kompositionstechnik: Sie sind überwiegend aus
rhythmisch-melodischen Formeln komponiert. Der Begriff für dieses Kompositionsverfahren lautet
Centonisation. Bei der Untersuchung der Gradulien blieb bislang ungeklärt warum und wozu der
jeweilige Komponist dieselbe Formel oder Formelkombination für unterschiedliche Texte
einsetzte. Daher unternimmt die vorliegende Arbeit den Versuch die Gradualien als Einheit von
Wort und Ton zu analysieren und ebenso als Einheit von Responsum und Vers. Die Erweiterung der
Analysemethoden insbesondere durch die patristische Exegese wirft auf das Kompositionsprinzip
der Centonisation neues Licht.