In einer digitalen Gegenwart in der Fakten medial immer neu (auch halbwahr oder
'postfaktisch') erzählt werden stellt sich mitunter ein Relativitätsverständnis ein
demzufolge Aussagen (z.B. über moralische und politische Sachverhalte Wissensbestände und
Erkenntnisse) keine absolute Geltung besitzen. Wert- und Moralvorstellungen scheinen im
globalen Horizont nur noch in einem ökologisch ökonomisch und sozial komplexen
Beziehungsgefüge entwickelt werden zu können. Diese Dynamik der Relativität spitzt sich in
bildungstheoretischer Perspektive noch zu. Relativität erscheint hier zugleich als ein
Bildungsziel das aus der notwendigen Einsicht in die Bedingtheit und Perspektivität von
Erkenntnissen Überzeugungen und Wertesystemen in einer pluralen und demokratischen
Gesellschaft erwächst. Dieses Ziel steht jedoch stets in Spannung zu den institutionellen
Rahmungen in denen Bildungsprozesse stattfinden. Der vorliegende Band stellt einen ersten
Versuch dar sich dem Relativitätsproblem in der Bildung in einer interdisziplinären
fachdidaktischen Perspektive zu nähern. Deutlich wird dass sich Orientierung und Gewissheiten
nur in bewusster Aufnahme und Reflexion des Relativitätsproblems in konkreten fachlichen
Bildungskontexten gewinnen lassen.