Die Individualpsychologie Alfred Adlers ist eine der drei klassischen tiefenpsychologischen
Schulen. Im Zentrum ihrer Theorie stehen Fragen des Selbstwertes indem die Aufmerksamkeit auf
das Minderwertigkeitsgefühl als Grundbefindlichkeit der kindlichen Seele gelenkt wird das
durch das Streben nach sozialer Gleichwertigkeit nach Geltung und Macht kompensiert wird.
Dabei stellt Adlers Theorie eine bemerkenswerte Mischung aus egalitär-aufklärerischem und
psychoanalytischem Denken dar und ist im Gegensatz zu den Lehren Sigmund Freuds und Carl Gustav
Jungs eher konstruktivistisch orientiert.Dennoch wurde der Individualpsychologie bisher
vonseiten der Geistes- und Kulturwissenschaften nur wenig Aufmerksamkeit zuteil. Der
vorliegende Sammelband möchte daher den potentiellen Ertrag der Adler'schen Lehre sowohl für
die Erzählforschung als auch für die Literaturwissenschaft deutlich machen und darlegen dass
sie durch das Einbringen einer zusätzlichen Perspektive eine Bereicherung für die
Textinterpretation darstellt der bisher zu wenig Beachtung zuteilwurde.