Am Beispiel des Fürstentums Birkenfeld wird dieser Studie der scheinbar abrupte Rollenwechsel
zwischen Volk und Obrigkeit untersucht der mit der Revolution von 1848 49 einherging. Anhand
von vielfältigen Quellen gelingt durch exakte historische Kontextualisierung und Analyse eine
dichte Beschreibung der Vorgänge in dem nach spätabsolutistisch-aufgeklärter Manier regierten
Fürstentum. Die im Spannungsfeld zwischen Volk und Obrigkeit geführten Diskurse werden unter
Anwendung von Michel Foucaults Konzept der Gouvernementalität und den Modellen der Sozialen
Rolle und der Theatralität ausgewertet. Es zeigt sich dass die paternalistische
Regierungsweise der scheinbar wohlmeinenden Obrigkeit zunehmend als alles bevormundende[n]
Vielregiererei empfunden wurde. Mit den Begrifflichkeiten Foucaults kann Väterlichkeit als
Dispositiv und Belehrung als eine Technik der Väterlichkeit verstanden werden. Aber der
väterlichen Regierung musste zwangsläufig ein kindliches und somit unmündiges Volk
gegenüberstehen. Mit der Revolution 1848 49 wurden neue Rollen denkbar sagbar und schließlich
umSetzbar. Aus dem unbedarften Landeskind konnte ein mündiger Bürger werden. Die Studie leistet
einen Beitrag zur historisch arbeitenden Kulturanthropologie indem sie die Veränderungen der
kulturellen Ordnungs- und Deutungssysteme sowie der politischen Praktiken im Kontext der
Revolution 1848 49 herausarbeitet und analysiert.