Hermann Sauers spannende Biografie beginnt mit dem Medizinstudium in Marburg. Doch den
Hauptteil dieses Werkes nimmt sein Alltag als Hausarzt ein und der hat es in sich: Detailliert
beschreibt der Autor welche Konsequenzen Kriegs- und Nachkriegszeit auf die Seelen der
Menschen haben und wie sich diese auch körperlich auswirken. Auch soll der Leser zu einem
natürlichen Umgang mit den Themen Sterben und Tod hingeführt werden. Durch anschauliche
Beispiele in Form von Patienteninterviews zeigt Sauer auch die Folgen einer Erziehung in Angst
und Gottesfurcht auf. Das Resultat: seelische Belastungen und physische Schmerzen. Der Autor
berichtet in der Form eines Ich-Erzählers von seinen Erlebnissen als Arzt. Dadurch bewegt sich
der Leser besonders nahe an seinen Gedanken und Gefühlen. Der tagebuchartige Rückblick auf ein
bewegtes Berufsleben ermöglicht es dem Leser sich intensiv mit einer großen Themenvielfalt
auseinanderzusetzen und dabei stets den Überblick zu behalten. Sauer spart aber auch nicht mit
Kritik am heutigen Gesundheitssystem. Die »Vollkaskomentalität« mancher Patienten die
budgetierten Vorgaben der Krankenkassen und die forensische Problematik einer übersehenen
Erkrankung werden bildhaft dargestellt. Die Medizin im Wandel von Ethik zur Monetik. Ein Buch
für jeden der einmal hautnah am Berufsalltag eines Haus- und Landarztes teilhaben möchte. Aber
auch für Studenten und Berufskollegen. Letzteren wird vieles bekannt vorkommen. Nicht nur der
Satz: »Herr Doktor wenn ich schon mal da bin ...!«