Das Homer zugeschriebene komische Kleinepos vom Krieg der Frösche und Mäuse war ein
Lieblingtext in Renaissance und Barock. Es sollte die Schulkinder altersgemäß in die Sprache
Homers einführen und es diente als Grundlage für zahllose Umdichtungen und Neubearbeitungen
(am bekanntesten in Deutschland: Georg Rollenhagens Froschmeuseler 1595). Die große fünf
Bücher umfassende Version des Rhetorikprofessors Balde aber der literaturbeflissenen Jugend
(Iuventus studiosa litterarum) gewidmet dürfte an Witz und Einfallsreichtum alle anderen
Fassungen des Stoffs überbieten. Mit geradezu übermütigem Humor schildert er beginnend mit der
Bezirzung des Mäuserichs Psicharpax (Bröselräuber) durch die schöne Fröschin Limnocharis
(Sumpfliebling) und seinem schmählichen vom Froschkönig Physignathus (Pausback) zu
verantwortenden Seemannstod im Teiche in allen fürchterlichen Details diesen aus kleinstem
Anfang - cherchez la femme! - bis zur Gefahr des Genozids anwachsenden Krieg der Kleinsten der
Kleinen in den schließlich sogar die Götter (und die Krebse) eingreifen müssen. Veronika Lukas
vielfach ausgewiesene Kennerin Baldes gibt im Rahmen der zeitgenössischen Literatur eine
allseitige Interpretation des gesamten Werks das - im Gegensatz zu anderen Bearbeitungen des
Stoffs und trotz vieler Anspielungen auf den damals schon zwei Jahrzehnte alten Dreißigjährigen
Krieg - nicht eigentlich die Allegorie eines aktuellen Ereignisses darstellt das vielmehr
seinen Gegenstand als ein Exempel menschlichen Verhaltens überhaupt behandelt wobei das
Kolorit durch und durch römisch ist. Ihr eindringlicher Kommentar zum ersten Buch erschließt
nicht nur durch den minuziösen Nachweis vieler literarischer Anspielungen Baldes Sprachwitz und
seinen souveränen Umgang mit den (vor allem auch philosophischen) Bildungsschätzen des damals
trotz schwerer Zeit in Hochblüte stehenden Jesuitengymnasiums. Die Arbeit ist interessant für
Latinisten und Gräzisten vor allem aber auch für Historiker Bildungshistoriker Germanisten
vergleichende und systematische Literaturwissenschaftler weniger vielleicht für Zoologen.