»Am 17. Juni Tag der Deutschen Einheit wurde ich geboren und wuchs in einem rosa Haus neben
einer Waschmaschinenfabrik auf. Ich blieb das einzige Kind. Am 2. Juni 1967 saß ich im Trikot
des Kinderballetts vor der Tagesschau. Benno Ohnesorg war erschossen worden. Ich schlug meinem
Vater aufs Knie: Papi wenn ich groß bin erschieß ich dich auch. 1977 als Baader Ensslin und
Raspe in Stammheim gerade noch lebten schenkte mir meine Großmutter Fließbandarbeiterin in
einer Fabrik für Babybadewannen aus Plastik zum Abitur 1.000 DM: Mach was draus sagte sie und
stellte ein Glas mit Kunsthonig auf das Sparbuch.1989 stand ich zum letzten Mal als Tänzerin
auf der Bühne. Eine wichtige und schüchterne Verlegerin saß im Publikum und meinte: Sie könnten
auch mal einen Roman schreiben Judith. Am 17. Juni 2023 weiß ich noch keinen Titel für meinen
neuen Roman. Aber ich weiß ab jetzt habe ich noch zwanzig grandiose Sommer vor mir - oder?«
Mit einer sprachlichen Dichte die berührt erzählt Judith Kuckart entlang ihrer Biografie und
beleuchtet damit eine ganze ihre Generation.