Der vorliegende zweite Band meiner Geschichte der indischen Philosophie ist vielleicht
derjenige dessen philosophisches Interesse für weitere Kreise am geringsten ist. Zwischen den
kühnen Anfängen der Frühzeit und den großartigen Schöpfungen der buddhistischen Systeme wirken
die naturphilosophischen Lehren wie eine Talsenke zwischen zwei Höhen. Und das ist
verständliche. Der Naturphilosophie der alten Zeit steht nur ein bescheidenes
Beobachtungsmaterial zur Verfügung. Die Entwicklung kommt daher nach einigen schönen Anfängen
bald ins Stocken. Neue Beobachtungen kommen nicht hinzu da es an systematischem Forschen
fehlt.Und so erstarren die Lehren oder arten in eine hohle Scholastik aus. Das Erreichte wirkt
daher zum großen primitiv und unzulänglich. In gewissem Maße ist auch der griechischen
Philosophie dieses Schicksal nicht erspart geblieben. Aber die indische Philosophie erreicht
auf diesem Gebiet auch nicht annähernd die Leistung der griechischen.