Gewerkschaften prägen das Bild der deutschen Organisationslandschaft. In Ihrer Rolle als
Arbeitnehmervertretung stellt zunächst die Erwirkung bestmöglicher Arbeitsbedingungen und
Lohnstandards ihre Geschäftsgrundlage dar. Darüber hinaus üben Gewerkschaften aber auch einen
wesentlichen Einfluss auf marktwirtschaftliche und demokratische Entscheidungsprozesse aus. Im
demokratischen Diskurs ermitteln und verdichten sie die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Bürger
und transformieren diese in geeignete Politikvorschläge. Salopp formuliert fungieren
Gewerkschaften als gesellschaftliches 'Stimmungsbarometer'. In ökonomischer Hinsicht hingegen
leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur betriebswirtschaftlichen Kostenreduzierung indem sie
Lohn und Arbeitsbedingungen kollektiv mit den Arbeitgeberverbänden verhandeln. Folgerichtig
erscheint es auf den ersten Blick plausibel dass Gewerkschaften eine durchaus
gemeinwohlfördernde Funktion haben. Die realpolitische Debatte jedoch vermittelt gegenwärtig
ein ganz anderes Gewerkschaftsbild. Nicht selten werden die Gewerkschaften in der
Öffentlichkeit als 'Bremser' 'Fundamentalopposition' und 'Neinsager 'gebrandmarkt. Zu
realitätsfremd und rückwärts gerichtet sei ihre Politik im gesellschaftlichen und ökonomischen
Strukturwandel und blockiere damit die innovativen Reformkräfte Deutschlands. Ob diese Kritik
zu Recht angebracht ist soll Gegenstand der vorliegenden Studie sein. In diesem Rahmen wird
die Zweckdienlichkeit von Gewerkschaften anhand einer Sozioökonomischen Analyse auf den
Prüfstand gestellt. Dazuwerden insbesondere theoretische Modelle aus dem Forschungsgebiet der
'Neuen Institutionenökonomik ' (NIÖ) auf die angesprochene Problematik angewandt.