Francis Mirkovic alias Yves Deroy sitzt im Pendolino von Mailand nach Rom inkognito und
erster Klasse reisend und über ihm mit einer Handschelle an der Gepäckstange gesichert ein
Metallkoffer voller Dokumente und Fotos - der »Koffer voller Toten«. Er enthält die Listen von
Kriegsverbrechern Waffenhändlern und Terroristen die Francis als Agent des französischen
Geheimdienstes in den Konfliktzonen des Mittelmeerraums zusammengestellt hat und an den Vatikan
verkaufen will um ein neues Leben zu beginnen. Erschöpft von Alkohol und Amphetaminen lässt er
seinen Erinnerungen freien Lauf - an die Entsetzlichkeiten des Balkankrieges in die er zwei
Jahre als Söldner verwickelt war an die Freunde die neben ihm starben an die Menschen von
Algier bis Jerusalem die er ausspionierte an die Frauen die er liebte: Stéphanie die kein
Kind »mit einem Barbaren wie ihm« wollte oder Sashka die vielleicht noch in Rom auf ihn
wartet. In einem einzigen Satz des symphonisch gestalteten inneren Monologs im Stakkato des
Nachtzugs mäandernd sich wiederholend springt der Erzähler von Ereignis zu Ereignis - vom
Blutbad der christlichen Phalange in Beirut 1982 zu Mussolinis Nordafrikakrieg vom Den Haager
Kriegsverbrecherprozess zu seinem Vater der auf französischer Seite im Algerienkrieg folterte
- benennt die Gräuel aus der Geschichte und Gegenwart des Mittelmeers die sich zu einem
homerischen Fresko der Gewalt formen. Mit seinem Roman Zone erweist der junge Autor Énard einem
Epos über den Krieg Reverenz das zur Gründungsakte der europäischen Literatur wurde: Homers
Ilias.