Die kritische Reflexion auf die historisch gewordenen Bedingungen der Gegenwart und damit
zugleich auf Prozesse der Vergesellschaftung und Subjektwerdung sind Kernanliegen kritischer
Theoriebildung im Allgemeinen und der Kritischen Bildungstheorie im Besonderen. Heinz-Joachim
Heydorn konzeptualisiert seine Bildungstheorie auf Grundlage einer Geschichtstheorie im Gefolge
des Historischen Materialismus um Vergesellschaftungsprozesse und Herrschaftsanliegen in Bezug
auf den Bildungsbegriff unter Bedingungen des Kapitalismus zu erörtern. Allerdings sind in der
erziehungswissenschaftlichen Forschung geschichtstheoretische bzw. -philosophische Überlegungen
im Rahmen der Kritischen Bildungstheorie bisher kaum systematisiert worden. Diesem Desiderat
widmet sich die vorliegende Arbeit und will dabei aufzeigen dass die Bildungstheorie Heydorns
zentral auf eine geschichtstheoretische Betrachtungsweise aufbaut die sich in dem Begriff der
'Aktualisierung' sowie dem Ausdruck der 'Einholung der Geschichte' verdichtet. Mit dieser
Zielperspektive folgt die Untersuchung dem Weg einer schrittweisen Konkretisierung der
geschichtstheoretischen Dimension. Dafür wird sich intensiv mit den geschichtstheoretischen und
erkenntniskritischen Arbeiten Walter Benjamins auseinandergesetzt um ausgehend von der
Verwendung des Begriffs der Aktualisierung bei Benjamin die geschichtstheoretischen Annahmen
Heydorns zu auszuarbeiten.