Der Klärungsversuch des Theorie-Praxis-Verhältnisses im deutschdidaktischen Diskurs ist
mutmaßlich polyperspektivisch und komplex zu denken. So gesehen ist das Bild Fontanes vom
weiten Feld geeignet die Problemsituation zu beschreiben. Dies zeigen auch die
unterschiedlichen Beiträge des Bandes. Zum einen sehen die Autoren die Defizite der
Theorie-Praxis-Relation in der Theorieaversion der Lehramtsstudenten begründet zum anderen
betonen die Autoren das problembesetzte Verhältnis eines Teils der Deutschdidaktik zu den
Bezugswissenschaften. Problembesetzt meint dass zu wenig die unterrichtspraktische
Tauglichkeit der fremden Erkenntnisformate geprüft werden. Darüber hinaus werden auch
Bezugswissenschaften vernachlässigt wie etwa die Neurowissenschaft die nützliche Anregungen z.
B. für eine schülerbezogene Literaturrezeption geben könnte. Aus der Sicht des Herausgebers
ergibt sich eine weitere Perspektive vor dem Hintergrund einer bislang nicht erfolgten
differenzierten Reflexion des Begriffs der didaktischen Reduktion und seines
Bedeutungsspektrums im pädagogischen Kontext. Er beziffert das Problem der mangelnden
Integration von Gegenstands- und Schülerorientierung wie es partiell in deutschdidaktischen
Studien gespiegelt ist. In der Priorisierung der Gegenstandsorientierung - der mögliche Ausweis
einer unhinterfragten Wissenschaftsgläubigkeit und damit verknüpft eines vorherrschenden
Theorie-Enthusiasmus' - liegt die Gefahr den Begriff der didaktischen Reduktion pejorativ zu
konnotieren und ihn entsprechend als wissenschaftsfern zu geißeln. Dagegen ist didaktische
Reduktion unhintergehbar angesichts eines Erfolg versprechenden Unterrichts.