Lukas Bärfuss ist ein Moralist der nicht moralisiert sondern uns Konstellationen vorführt zu
denen wir uns verhalten müssen. Eva langweilt sich. Sie lebt in einem unterentwickelten Land
das ihr fremd ist und in dem sie nichts zu tun hat. Dass es an Luxus nicht mangelt weil ihr
Gatte Chef in einer Erdölfabrik ist tröstet sie wenig. Auch wenn Eva sich leidenschaftlich
geliebt weiß so ist er doch immerzu unterwegs um die Zivilisation »voranzubringen« und
gegebenenfalls die benötigten Flächen von ihren Bewohnern zu befreien. Immerhin kommt ein wenig
Abwechslung in den Alltag als Evas Mann einen neuen Assistenten bekommt. Elsa dessen
mitreisende Ehefrau hört klassische Musik ernährt sich ökologisch liest Gedichte und ist
voller guter Vorsätze. Elsa ist »überzeugt dass ein Austausch zwischen den verschiedenen
Kulturen möglich ist« und geht Eva damit gehörig auf die Nerven. »Sie sind gestern früh
angekommen neugierig aufgeschlossen. Sie wollen sich Ihre Abenteuerlust nicht von der
Wirklichkeit kaputtmachen lassen« quittiert Eva zynisch. Diesen Widerspruch stellt Bärfuss ins
Zentrum seines Dramas ohne ihn zu verkürzen er wendet ihn ins Tragische ins Komische und
schließt raffiniert die privatesten Techtelmechtel mit den großen gesellschaftlichen
Koordinaten zusammen.