Über die spannungsreiche Beziehung zwischen staatlicher Kontrolle des westlichen Medienkonsums
in der DDR und dessen alltäglicher Nutzung.Die DDR konnte sich nur im geringen Maße gegenüber
den westlichen Medien abschotten. Auf diese Weise entstand hier eine komplexe
Mediengesellschaft die Radio und Fernsehen aber auch Publikationen aus zwei Systemen
konsumierte und damit alltäglich die SED-Diktatur herausforderte.Franziska Kuschel untersucht
zum einen die Strategien des Staates den Konsum westlicher Medien zu verhindern oder
wenigstens zu kontrollieren und einzudämmen die vor allem in den 1950er und 60er-Jahren die
Kriminalisierung der sogenannten »geistigen Grenzgänger« einschlossen. Zum anderen nimmt sie
Strategien der Mediennutzer diesem Druck zu begegnen und auszuweichen unter die Lupe. Erstmals
wird so das Wechselverhältnis zwischen staatlicher Kontrolle und der eigensinnigen Aneignung
der Medien analysiert.Der alltägliche Gebrauch westlicher Rundfunk- und Fernsehprogramme sowie
westlicher Printmedien in der DDR hatte selbst unter den Bedingungen einer Diktatur
emanzipatorische Wirkungen wenngleich die Konsumenten dies zunächst nicht politisch dachten.
Er war somit Teil eines langfristigen gesellschaftlichen Wandels in der DDR.