In jedem seiner Romane wagt Lukas Bärfuss sich auf neues Terrain. In »Hagard« folgt er einem
Verfolger und als Leser fühlt man sich fortwährend ganz nah an dessen Kopf.Ein Mann eben
stand er während des Feierabendgedrängels noch am Eingang eines Warenhauses folgt aus einer
Laune heraus einer Frau. Er kennt sie nicht sieht sie auch nur von hinten aber wie in einem
Spiel sagt er sich: Geht sie dort entlang folge ich ihr nicht weiter geht sie in die andere
Richtung spiele ich das Spiel noch eine kleine Weile weiter. Es bedeutet ja nichts niemand
kommt zu Schaden und der Abstand in der Menge ist so groß dass die Frau es gar nicht bemerken
wird. Eher ist es eine sportliche Aufgabe sie in der Menge nicht zu verlieren.In einer knappen
Stunde hat Philip ohnehin einen wichtigen Termin. Aber schon fragt er sich ob der nicht auch
zu verschieben wäre bis zur Abendverabredung bliebe ja noch etwas Zeit. Was ihn bewegt ist
erst einmal unklar. Ist der Verfolger einfach ein gelangweilter Schnösel? Ein Verrückter? Ein
Verbrecher? Er scheint selbst vor etwas zu fliehen.Etwas Bedrohliches liegt in der Luft etwas
Getriebenes. Ein atemloser Sog entsteht in den auch der Leser gerät je länger die Verfolgung
anhält. Allen Sinneswahrnehmungen haftet etwas beunruhigend Surreales an. Die aufgerufenen
Fragen über unsere Lebenswirklichkeit im 21. Jahrhundert gewinnen eine unabweisbare
Schärfe.Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2017