Zwei literarische Wiederentdeckungen über Frauenschicksale Anfang der 20er-Jahre die ein
Jahrhundert später nichts von ihrer aufrüttelnden Wirkung eingebüßt haben.Nach Erscheinen ihres
zweiten Romans »Das Brandmal« im Jahr 1920 galt Hennings als eine der wichtigsten
Schriftstellerinnen ihrer Generation. Die radikale und selbstzerstörerische Aufrichtigkeit des
Mädchens Dagny das ruhelos durch die deutschen Städte zieht und sich zeitweise zur
Prostitution gezwungen sieht wurde mit den Romanen Hamsuns und Dostojewskijs sowie den
»Bekenntnissen« von Augustinus und Rousseau verglichen. Auch heute liest sich der Roman als
eindringliches Zeugnis eines bedrängten Lebens das an Aktualität nichts verloren hat.Die 1923
erschienene Erzählung »Das ewige Lied« ist der Fiebermonolog einer Sterbenden der in vielerlei
Hinsicht an »Das Brandmal« anknüpft. Von der Literaturgeschichte nahezu vergessen wird dieses
Werk hier erstmals wieder aufgelegt.Der zweite Band der Kommentierten Studienausgabe enthält
beide Texte nach dem Erstdruck ediert und von einem ausführlichen Stellenkommentar begleitet.
Eine umfassende Rezensionssammlung dokumentiert die beeindruckende Wirkungsgeschichte vor
allem von »Das Brandmal«. Im Nachwort werden die biografischen Hintergründe beider Werke sowie
deren Rezeptionsgeschichte und literarische Bedeutung erstmals fundiert aufgearbeitet.