Die Deutsche Bücherei wurde zum bibliographischen Zentrum Deutschlands aber auch zu einem
Dienstleister für die Zensurpolitik des NS-Regimes.Die im Jahr 1912 gegründete Deutsche
Bücherei - die heutige Deutsche Nationalbibliothek - stellte im Bibliothekswesen Deutschlands
eine Besonderheit dar. Als einzige Institution sammelte sie das deutschsprachige Schrifttum des
In- und Auslands vollständig. Daraus entwickelte sich die Deutsche Bücherei zum
bibliographischen Zentrum Deutschlands.Gerade diese Stellung weckte ab 1933 das Interesse
zahlreicher NS-Schrifttumsbehörden. Sören Flachowsky zeigt erstmals wie sich die Deutsche
Bücherei dank der Förderung des Regimes zu einem effektiven Dienstleister für die
literaturpolitischen Zensur- und Verbotsinstanzen des nationalsozialistischen Maßnahmenstaats
entwickelte. Die Bibliothekare beteiligten sich nicht nur an der Indizierung und
Beschlagnahmung unerwünschter Literatur sondern förderten mit ihrer bibliographischen Zuarbeit
die rassistisch grundierte Literaturpolitik der NS-Behörden.Der Autor untersucht die
Institution in ihren Wechselwirkungen zu Wissenschaft Staat und Wirtschaft. Auf diese Weise
entsteht eine weit über das bisherige Maß hinausgehende Darstellung der Geschichte der
Deutschen Bücherei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.