Der Sammelband kontextualisiert die Geschichte der sowjetischen Speziallager in Deutschland und
verknüpft verschiedene neue Perspektiven.Nach wie vor wird kontrovers darüber diskutiert ob
die sowjetischen Speziallager in Ostdeutschland (1945-1950) vornehmlich der Entnazifizierung
oder unmittelbar der Sowjetisierung Ostdeutschlands dienten. Erst seit dem Ende der DDR und des
sowjetischen Systems konnte die Geschichte der Speziallager wissenschaftlich erforscht und auch
auf dem Gebiet Ostdeutschlands öffentlich diskutiert werden. Die Auseinandersetzungen knüpfen
allerdings häufig an westdeutsche Deutungsmuster der 1950er Jahre an. Mit diesem Sammelband
sollen der Diskussion durch eine dreifache Kontextualisierung neue Impulse vermittelt werden.
Im ersten Teil werden das Kriegsende und die darauffolgende Internierungspraxis der Alliierten
in den Blick genommen. Die sowjetische Verhaftungspraxis wird an einigen Fallbeispielen
exemplarisch vertieft. Im zweiten Teil werden die Speziallager in der SBZ in Bezug gesetzt zum
expandierenden System sowjetischer Lager nach dem Krieg sowie zur innersowjetischen
ökonomischen und politischen Situation nach 1945. Im dritten Teil des Bandes wird die
Nachgeschichte der Speziallager historisiert und der Diskurs über die Speziallager in
verschiedenen politischen Konstellationen analysiert.