Der neue Band innerhalb der Kritischen Gesamtausgabe: das erste Buch mit dem sich Hannah
Arendt 1948 an die deutsche Öffentlichkeit wandte. Drei Jahre nach dem Ende des Krieges
fünfzehn Jahre nach ihrer Flucht aus Deutschland erschienen Hannah Arendts »Sechs Essays«. »Es
fällt ja heute einem Juden nicht leicht in Deutschland zu veröffentlichen« so heißt es auf
der ersten Seite. Auch wenn Arendt die hier gesammelten Texte in ihrer Muttersprache verfasste
sind sie aus der Sicht des Exils geschrieben. Sie entwerfen eine »verborgene Tradition« in der
die Stimmen von Heinrich Heine und Franz Kafka von Bernard Lazare und Stefan Zweig zu hören
sind. Sie konfrontieren Leser im Nachkriegsdeutschland mit »Organisierter Schuld« an Verbrechen
für die nach dem Krieg niemand die Verantwortung übernehmen wollte. Erst 1976 ein halbes Jahr
nach Arendts Tod konnte das bedeutende Buch noch einmal erscheinen. Neben den deutschen
Originalfassungen der Essays präsentiert der Band auch die englischen Versionen die seit 1943
in verschiedenen Zeitschriften erschienen waren. Auf beiden Seiten des Atlantiks begründeten
sie Arendts Ruhm als Essayistin.