Eine komparative Betrachtung des Engagements jüdischer Abgeordneter in der Kommunalpolitik
dreier polnischer Großstädte in der Zwischenkriegszeit. In der Zwischenkriegszeit bildeten die
jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner ein gutes Drittel der Warschauer und ein Viertel der
Krakauer Bevölkerung. In Posen war ihr Anteil mit etwa einem Prozent deutlich geringer. Kraft
der Märzverfassung des Jahres 1921 wurden sie zu vollberechtigten Staatsbürgern der Republik
Polen. Damit stand es erwachsenen Juden und Jüdinnen auch frei sich an kommunalen
Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Über die Umsetzung in die Praxis ist bis heute wenig
bekannt. Hanna Kozinska-Witt befasst sich in vergleichender Perspektive mit dem politischen
Engagement jüdischer Repräsentanten in den drei Großkommunen: Wie organisierten sich jüdische
Stadtmilieus? In welchem Umfang waren sie in den jeweiligen Stadtparlamenten repräsentiert? Was
waren ihre wichtigsten Themen und Anliegen? Wer waren ihre Partner wer ihre Gegner? Wie
reagierten nichtjüdische Kommunalpolitiker auf die von jüdischen Repräsentanten vertretenen
Standpunkte? Welche Rolle spielte der wachsende Antisemitismus? Um diese Fragen differenziert
zu erörtern berücksichtigt die Untersuchung allgemeine Tendenzen der Staatspolitik ebenso wie
regionale Verwaltungstraditionen.