Die erste kritische Detailstudie zur NS-Geschichte eines deutschen Geschichtsvereins bietet
viele neue Facetten zur Entwicklung der deutschen Geschichtswissenschaft im »Dritten
Reich«.Während des »Dritten Reichs« gab es im deutschsprachigen Raum rund 360 Geschichts- und
Altertumsvereine die eine zentrale Rolle in der Erforschung und Darstellung der Geschichte
ihres lokalen bzw. regionalen Referenzrahmens hatten. Für ihre überwiegend bürgerlichen
Vereinsmitglieder fungierten sie überdies als identitätsstiftende Stabilitätsanker in einer im
raschen Wandel befindlichen Welt.Der 1839 gegründete Verein für Hamburgische Geschichte (VHG)
war der Hauptvertreter dieser bürgerlichen Geschichtswelten in der Metropole an Alster und
Elbe. Positioniert an der Schnittstelle zwischen Archivzugang und Publikationsmöglichkeiten
sowie am Übergang von kulturellem Speicher- und Funktionsgedächtnis bestimmte er lange Zeit
entscheidend mit was aus der städtischen Vergangenheit erinnert werden konnteund sollte. Am
Beispiel des mitgliederstarken und wissenschaftlich überaus produktiven VHG geht Gunnar B.
Zimmermann in einer kritischen Detailstudie für die Zeit des Nationalsozialismus der Frage nach
welche Handlungsspielräume es für einen Geschichtsverein seine Funktionäre und Mitglieder im
Spannungsfeld zwischen Anpassungsdruck und Traditionswahrung bzw. Beharrung und
Selbstmobilisierung gab.