Krankenakten aus der Psychiatrie erzählen vom schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Realität.
Frühling 1916: Die Franzosen setzen Fische zu Spionagezwecken ein. Was wie eine absurde
Nachricht aus dem Ersten Weltkrieg klingt ist die Wahnvorstellung eines Psychiatrie-Patienten.
Andere Patientinnen und Patienten berichteten über den Teufel und Gott über technischen
Fortschritt und Magisches über giftige Substanzen und Beeinflussung durch Hypnose. Die
Historikerin Maria Christina Müller untersucht anhand Hunderter historischer Krankenakten aus
den Kreis- Heil- und Pflegeanstalten bei Kaufbeuren welche Wahnvorstellungen Ärzte zwischen
1849 und 1939 dokumentierten. Diese vergleicht sie mit Artikeln aus der örtlichen Tageszeitung
denn bestimmte Themen und Ereignisse aus den Zeitungsartikeln tauchten in den Krankenakten
wieder auf. So kann die Autorin belegen dass die Wahnvorstellungen in hohem Maße vom
gesellschaftlich-kulturellen Umfeld der Patientinnen und Patienten beeinflusst wurden. Zudem
hing die Entscheidung was außerhalb der Norm lag und was nicht erheblich von der Sichtweise
und dem Wissen der Psychiater ab.