Von Grund auf neu erarbeitet: der Lesetext von Goethes Faust im Rahmen der
historisch-kritischen Faustedition. Gibt es einen »authentischen Text« des Faust? Keine der
erhaltenen Versionen kann als verbindliche und autornahe gelten. Im Rahmen der
historisch-kritischen Faustedition wurde jetzt ein Lesetext konstituiert der auf der genauen
Prüfung sämtlicher Handschriften und Drucke beruht und Goethes eigenem Wortlaut und
Interpunktionsgebrauch so nahe kommt wie keine Edition des Faust zuvor. Zwischen 1790 und 1832
sind mehrere Ausgaben des Ersten Teils der Tragödie erschienen der Zweite Teil erschien zu
Goethes Lebzeiten nur in Vorabdrucken vollständig erst nach seinem Tod. Die verschiedenen
aufeinanderfolgenden Drucke des Ersten Teils und die komplexe Redaktion der Gesamthandschrift
des Zweiten Teils führten dazu dass ein letzter autornaher - das heißt unter Goethes direkter
Mitwirkung und unmittelbarer Kontrolle entstandener - Text beider Teile in keiner einzelnen
erhaltenen Fassung vorliegt. Die sorgfältige Prüfung aller Drucke und der Handschriften sowie
ihres Zustandekommens erlaubt es aber einen von autorfremden Störungen bereinigten Text
herzustellen. Er bietet den letzten autornahen Textzustand der sich auf methodisch gesicherte
Weise erreichen lässt.