Im Zweifel stellten die Beamten des Bundesinnenministeriums den Schutz des Staates über die
Presse- und Meinungsfreiheit.Die Medienpolitik des Bundesinnenministeriums stand in vielen
Bereichen im Schatten des Nationalsozialismus. Mit Initiativen zu einem Bundespressegesetz zur
Einschränkung der Presse im Notstand oder zum Ehrenschutz entzündete das Ressort in der
deutschen Öffentlichkeit Konflikte. Stefanie Palm zeigt wie das Ministerium das im Medien-
und Kulturbereich übergeordnete Kompetenzen besaß beständig versuchte eine plurale
Medienöffentlichkeit einzuschränken aber häufig an der öffentlichen Kritik scheiterte.Die
Autorin verbindet in ihrer Studie das kaum erforschte medienpolitische Handeln des
Bundesinnenministeriums mit biographischen Analysen. Diese zeigen wie das mediale und
gesellschaftliche Ordnungsdenken sich nach dem Nationalsozialismus wandelte. Deutlich wird das
Beharrungsvermögen der ehemaligen NS-Funktionseliten über Systemgrenzen hinweg und ihre hohe
Prägekraft für die politische Kultur der frühen Bundesrepublik. Im Konfliktfall stellten diese
Beamten Staatsschutzinteressen über Freiheitsrechte etwa den Schutz von Presse- und
Meinungsfreiheit. Die Autorin wirft damit anhand bisher unbekannter Archivakten einen neuen
Blick auf die Fragilität der Nachkriegsdemokratie.