Mechanik im Dienste des Papstes: Mit Domenico Fontana findet auch die Architektur als Kunstform
ihren verdienten Platz in Belloris Viten.Die Vita des Domenico Fontana (1543-1607) sticht
innerhalb von Belloris Lebensbeschreibungen als einzige Architektenvita heraus. Dabei schildert
sie aber nicht allein Karriere und Werke des Tessiner Baukünstlers - vielmehr nimmt sich
Bellori hier der Aufgabe an die Rolle der Architektur am Beispiel Fontanas exemplarisch
festzumachen.In ihrem Essay geht Costanza Caraffa diesem Aspekt vor dem Hintergrund von
Belloris Engagement innerhalb der Accademia di San Luca nach: Welche Bedeutung wird der
Architektur im System der Künste beigemessen und inwiefern soll ausgerechnet Domenico Fontana
als Vorbild dienen? Die Wahl eines vor allem technisch erfahrenen Architekten wird angesichts
der aufkommenden Studien zur Mechanik im frühen 17. Jahrhundert verständlich: Fontana ist
insbesondere für seine spektakuläre Aufrichtung des vatikanischen Obelisken bekannt die er in
seiner Schrift »Della trasportatione dell`obelisco vaticano« festhielt. Bellori orientiert sich
auch sprachlich an dieser und anderen zeitgenössischen Schriften und lässt dabei ein Bild der
Architektur als einer in der Bewegung der Körper verankerten Wissenschaft entstehen.