Fotografische Selbstzeugnisse von Tätern als eigenständige Quelle für die Erforschung von
Lebenswegen und Karrieren. Fotografien waren für die SS ein zentrales Medium um ihren
Herrschaftsbereich zu dokumentieren: die Bauten der Lager die Besuche hoher Funktionsträger
die erkennungsdienstliche Erfassung der Häftlinge und deren Arbeitseinsätze sowie auch die
Ermordung von Gefangenen. Solche Aufnahmen entstanden nicht nur für die Akten und Archive der
SS. Trotz eines allgemeinen Verbotes fotografierten SS-Männer und auch Bewohner der
angrenzenden Ortschaften des Lagers zu privaten Zwecken. Der vorliegende Band publiziert
erstmals ausgewählte Fotobestände aus dem Lagerkomplex Flossenbürg. Die Aufnahmen werden dabei
als Selbstzeugnisse der Täter begriffen und durch kommentierende Aufsätze ergänzt. Die Beiträge
beschäftigen sich mit den Entstehungskontexten und Überlieferungszusammenhängen der Aufnahmen
von denen einige mittlerweile Ikonen der Zeitgeschichte sind. In den Fotografien werden nicht
nur die Männer sichtbar die sich an den Verbrechen beteiligt haben. Sie geben auch Einblicke
in deren dienstfreie Zeit und markieren damit Schnittstellen zwischen Tätern und
Zivilbevölkerung. Zudem lässt die Analyse dieser bildlichen Quellen Rückschlüsse auf Lebenswege
und Karrieren einzelner SS-Männer zu und ermöglicht neue Erkenntnisse zur Organisations- und
Netzwerkstruktur der SS-Wachmannschaften. Bisher unveröffentlichte Aufnahmen von SS-Männern
aus dem KZ Flossenbürg zeigen neue Facetten von nationalsozialistischer Täterschaft.