Die Nutzung von Bodeneigentum und Agrarreformen als Ressource der Staats- und Nationsbildung im
östlichen Europa. Im östlichen Europa ist Eigentum an Grund und Boden bis in die jüngste Zeit
eine der wirkungsmächtigsten Institutionen geblieben. In vergleichender und
verflechtungsgeschichtlicher Perspektive analysiert Dietmar Müller die Bedeutung von
Bodeneigentum in Rumänien Jugoslawien und Polen in rechtlicher politischer wirtschaftlicher
und gesellschaftlicher Hinsicht. Insbesondere im ländlichen Raum sollte sich entscheiden
inwiefern verschiedene Anläufe der politischen und wirtschaftlichen Modernisierung erfolgreich
waren. Im Fokus stehen die Agrarreformen der Zwischenkriegszeit sowie die mit Vertreibungen
einhergehenden Bodenreformen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei zeigt sich dass die
Staaten in Prozessen der Staats- und Nationsbildung nur auf schwache Institutionen (Kataster
Grundbuch) und unzuverlässige Professionen (Geodäten Notare Rechtsanwälte) zurückgreifen
konnten. Aus der weitgehenden staatlichen Blindheit für die Eigentums- und
Produktionsverhältnisse im ländlichen Raum resultierten zahlreiche nicht beabsichtigte Folgen.
Diese machte sich die ländliche Bevölkerung für familiale Strategien der Umgehung und
Vermeidung staatlicher Zumutungen nutzbar.