Deutsch-jüdische Nachkriegsgeschichte: Migration Konflikte und intellektueller Neubeginn.War
die Geschichte jüdischen Lebens in der Bundesrepublik in erster Linie ein langfristig
erfolgreicher Prozess von Aussöhnung und Neubeginn nach dem Holocaust? Oder verharrten die
wenigen jüdischen Überlebenden die sich im »Land der Täter« ansiedelten lediglich auf
»gepackten Koffern« und traten öffentlich kaum in Erscheinung? Am Beispiel der Stadt Frankfurt
am Main und der Juden die dort nach 1945 lebten zeigt sich die Widersprüchlichkeit und
Komplexität der jüdischen Nachkriegsgeschichte Westdeutschlands wie unter einem Brennglas.In
Frankfurt entstand unter dem Schutz der amerikanischen Besatzungsmacht rasch ein Netz jüdischer
Institutionen und später eine intellektuelle Szene deren Leuchtturm das aus dem Exil
zurückgekehrte Institut für Sozialforschung war. Gleichwohl blieb das Verhältnis zwischen Juden
und Nichtjuden in Frankfurt besonders konfliktreich. Tobias Freimüller zeichnet die Neuanfänge
und Brüche jüdischen Lebens als Geschichte von Migrations- und Fremdheitserfahrungen aus denen
sich in den 1980er Jahren schließlich ein neues jüdisches Selbstbewusstsein entwickelte.