Am Fall der rasant wachsenden Industriestadt Wolfsburg werden die gesellschaftlichen
wirtschaftlichen und kulturellen Transformationsprozesse der bundesdeutschen
Nachkriegsdemokratie aufgezeigt. Mitte der 1960er Jahre war der Topos von der »Stadt ohne
Geschichte« für Wolfsburg weit verbreitet. Ob in Reportagen offiziellen Reden oder
Bürgerinterviews - überall wurde die Traditionslosigkeit der Volkswagenstadt herausgestellt.
Tatsächlich nahm Wolfsburg im demokratischen Neuaufbau nach der NS-Diktatur eine Sonderstellung
ein: Als einzige Stadt der späteren Bundesrepublik konnte die 1938 gegründete »Stadt des
KdF-Wagens bei Fallersleben« auf keinerlei demokratische Strukturen zurückgreifen. Alexander
Kraus untersucht die Nachkriegsgeschichte Wolfsburgs als Labor der Demokratie sowie die
dortigen gesellschaftlichen wirtschaftlichen und kulturellen Transformationsprozesse der
1950er und 1960er Jahre. Am exemplarischen Fall der einstigen NS-Musterstadt werden die
Bedingungen Mechanismen und Konflikte der bundesdeutschen Nachkriegsdemokratie aufgezeigt.
Wolfsburg war ebenso wie die alte Bundesrepublik insgesamt ein Gemeinwesen auf der
immerwährenden Suche nach sich selbst.