Sind wir alle gleichzeitig jetzt? Geschichtsschreibung unter den Bedingungen der
Vielzeitigkeit. Die Geschichte - sie ist überall präsent. Seit mehr als zwei Jahrhunderten sind
nicht nur westliche Gesellschaften gewohnt in diesem Kollektivsingular zu denken und mit ihm
zu leben. Dieser übermächtigen Gesamtheit alles Geschehen(d)en wird nicht nur eine umfassende
Wirkmacht sondern eine ebenso grundlegende Erklärungsfunktion zugeschrieben. Das paradoxe
Ergebnis: Alles hat eine Geschichte außer die Geschichte selbst. Spätestens jedoch seit sich
die europäisch-westlich geprägte Geschichtswissenschaft mit ihrem sehr speziellen Begriff von
Geschichte im Rahmen postkolonialer Diskussionen auch mit anderen Verständnissen von
Zeitlichkeit und Veränderung konfrontiert sieht wird deutlich wie problematisch dieses
Geschichtsverständnis ist. Allein es mangelte an Alternativen. Mit dem zentralen Begriff der
Chronoferenz wird in diesem Buch ein theoretischer wie auch in Einzelstudien erprobter
Vorschlag für eine andere Art der Historiographie gemacht - ein Vorschlag der die Fähigkeit
des Menschen ernst nimmt gleichzeitig in und mit unterschiedlichen Zeiten zu leben. Denn keine
Gegenwart ist gleichzeitig mit sich selbst. »Jede Gegenwart hat die Eigenschaft ungleichzeitig
mit sich selbst zu sein weil in ihr immer schon so viele andere Zeiten vorkommen.« Achim
Landwehr