Über einen körperlich-emotionalen Zugang zu Geschichte.Beim Reenactment kommt dem Nachspielen
historischer Schlachten und Gefechte eine herausragende Bedeutung zu. Diese populäre Form der
Geschichtsaneignung hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren weltweit rasant verbreitet. Im
Spannungsfeld zwischen Ritual und Spiel zielt Reenactment auf die individuelle wie kollektive
Vergegenwärtigung historischer Handlungsabläufe als emotionales Erlebnis. Die Teilnehmenden
möchten sich durch authentifizierte Kontexte und detailgetreue Ausstattungen der historischen
Erfahrung szenisch und körperlich annähern Geschichte im Hier und Jetzt erleben. Reenactment
stellt gegenwärtig eine spezifische der professionellen Historiographie eher suspekte Form des
öffentlichen Gebrauchs von Geschichte dar. Als kulturelles Phänomen verweist das ritualisierte
Spiel indes auf das steigende Bedürfnis einer Gesellschaft nach sinnlich erfahrbarer
Vergegenwärtigung ihrer eigenen Geschichte.