In Zeiten von Dauerkrise und Untergangslust: Wie ist eine wünschenswerte Zukunft überhaupt noch
vorstellbar?Ob beim Thema Demokratie Digitalisierung oder Klimawandel: Verfolgt man
öffentliche Debatten scheinen die Vorzeichen auf Katastrophe zu stehen. Die Omnipräsenz
dystopischer und postapokalyptischer Narrative ist Ausdruck eines nervösen Zeitgeistes. Unsere
Zeit sei keine für Utopien meinen auch die Sozialwissenschaften. Vor diesem Hintergrund legt
Emanuel Herold ein unzeitgemäßes Plädoyer vor: für die Wiederentdeckung der Tradition der
literarischen Utopie. Sein Buch rekonstruiert zunächst anhand wirkmächtiger theoretischer Texte
die blinden Flecken der deutschen Utopiekritik. Vergleichende Fallstudien zeigen dann die
Wandelbarkeit literarischer Utopien vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Texte von
William Morris Marge Piercy oder Kim Stanley Robinson versuchen stets den Krisen ihrer Zeit
ein Wissen um Möglichkeiten abzuringen wobei sie ihre Darstellungsformen kritisch
reflektieren. In einer Gesellschaft die den Glauben an unaufhaltsamen Fortschritt hinter sich
gelassen hat erlaubt die Auseinandersetzung mit der Utopietradition darüber nachzudenken wie
wir uns in der Zeit neu verorten können - ohne passiv an Zukunftsverlust zu leiden oder uns
nach falschen Vergangenheiten zu sehnen.