Die Anthologie präsentiert erstmals literarische Abschlussarbeiten der Autoren des
DDR-Literaturinstituts »Johannes R. Becher« von 1955 bis 1993.Von 1955 bis zu seiner Abwicklung
1993 war das Literaturinstitut »Johannes R. Becher« in Leipzig die singuläre Institution der
Autorenausbildung im gesamten deutschsprachigen Raum. Aus der DDR-Institution gingen zahlreiche
namhafte Autoren hervor u. a. Erich Loest Ulrich Plenzdorf Sarah Kirsch Barbara Köhler und
Ronald M. Schernikau. Das Becher-Institut stellte nicht nur ein Spezifikum der
DDR-Literaturgeschichte dar: Es war der in der jüngsten Literaturgeschichte beispiellose
Modellversuch der Etablierung eines formalisierten Künstlertums das sich unter Ablehnung
genieästhetischer Traditionen an einer sozialistisch geprägten Regelpoetik orientierte. Das
Becher-Institut kann als geschichtliche Vorgängerin heutiger Literaturinstitute begriffen
werden. In der Anthologie werden erstmals literarische Abschlussarbeiten von dreißig
Institutsabsolventen präsentiert. Diese historischen Dokumente zeugen von der Dynamik des
»Experimentierfelds Schreibschule« - etwa bei der Erprobung neuer Schreibweisen in der
Auseinandersetzung mit literarischen Traditionen oder im andauernden Konflikt zwischen
künstlerischer Autonomie und restriktiven Zensurbestrebungen.