Nähe und Distanz im Ghetto: Das Private unter radikalen Bedingungen. Unmittelbar mit Beginn des
Zweiten Weltkriegs im September 1939 veränderte sich das Leben der jüdischen Bevölkerung Polens
fundamental. Die deutschen Besatzer zogen Juden in Ghettos zusammen in denen existentiell
bedrohliche Bedingungen herrschten. Wie gingen die Bewohner mit der neuen Situation um vor
allem mit der räumlichen Enge und den neuen zeitlichen Abläufen? Wie gelang es ihnen weiterhin
Nähe oder Distanz zu ihren Mitmenschen aufrechtzuerhalten? Konnten sie aus den tiefgreifenden
Veränderungen ihres Alltags auf Dynamiken der Vernichtung schließen? Carlos Alberto Haas stellt
erstmals die Frage nach dem Privaten im Ghetto. Am Beispiel der Ghettos in Warschau
Litzmannstadt Tomaschow und Petrikau untersucht er die Transformationen privaten Lebens und
die sozialen Auswirkungen die diese auf das Leben der Bewohner hatten. Dabei verbindet Haas
die Mikroperspektive der Alltagsgeschichte mit grundlegenden Fragen die über das Individuelle
hinausgehen und analysiert die zeitgenössischen Deutungsmöglichkeiten der Opfer des Holocaust.
Die Arbeit wurde 2018 mit dem Promotionspreis der Leibniz-Gemeinschaft ausgezeichnet.