Geschlechtliche Codierung von Lesesituationen im 18. Jahrhundert - Analysen der vielfältigen
Möglichkeiten.Die Ausbreitung des Lesens bis hin zur »Lesesucht« im 18. Jahrhundert ist sowohl
zeitgenössisch als auch rückblickend in geschlechtsspezifischen Begriffen verhandelt worden.
Gängig wurde eine bis heute wirksame dichotomisierend vereinfachende Gegenüberstellung von
'männlicher' Vernunft und 'weiblichem' Gefühl die die Bewertung der Gegenstände der Akteure
und Akteurinnen sowie der Praktiken des Lesens bestimmte. Der aktuellen Hinwendung der
Aufklärungsforschung zu praxeologischen Fragestellungen folgend richten die Autorinnen und
Autoren den Blick auf situative Zusammenhänge in denen die geschlechtliche Codierung von
Lektüren verkompliziert wird.Indem sie ein weites Spektrum von Lesesituationen und
Lektürepraktiken im Spannungsfeld zwischen Einsamkeit und Geselligkeit auffächern und so die
facettenreiche Situativität des Lesens im Aufklärungsjahrhundert veranschaulichen hinterfragen
die Beiträge des Bandes die tradierte Dichotomie von Gelehrsamkeit und Empfindsamkeit und
revidieren überkommene Annahmen der historischen Leseforschung im Lichte aktueller
Theoriebildung und unter Berücksichtigung neu erschlossener Quellen.