Ehebruchsgeschichten als literarisches Medium das Verbindlichkeit stiften und Liebe wecken
kann.Können literarische Texte Verbindlichkeit stiften? Diese Frage untersucht Joachim Harst
anhand von Ehe- und Ehebruchsgeschichten indem er leidenschaftliche Liebe auf ihre Bedeutung
für soziale Bindung hin untersucht. Liebe ist unabdingbares Element gesellschaftlicher
Verbindlichkeit kann diese durch die ihre Exzessivität aber auch bedrohen.Während literarische
Ehebruchsgeschichten häufig die Sprengkraft dieser Dialektik bewusst in den Vordergrund stellen
streben Religion und Recht an sie einzuschränken und zu regulieren. Doch produziert nicht
bereits das Reden über Liebe Affekte sodass jeder Versuch der Einschränkung im Grunde
unfreiwillig seiner Subversion zuarbeitet?Auch von Seiten der Literatur wird diese
Gegenseitigkeit immer wieder betont: Romane wie Gottfrieds »Tristan« oder Goethes »Werther«
wiederholen unermüdlich dass Liebe durch Lesen entsteht - und fordern umgekehrt ein liebendes
Lesen ein. Sie wollen »Philo-Logie« hervorrufen - literarisch geweckte »Liebe zum Logos«. Der
Frage in welchem Verhältnis diese Liebe wiederum zur Literaturwissenschaft stehen kann wird
hier auf den Grund gegangen.