Domenichinos gemalte Protagonisten atmen man meint ihre Musik zu hören und die Schwere ihrer
Körper zu spüren. Bellori zeigt auf wie sie mehr als nur den Sehsinn affizieren.Wie kein
anderer vermochte es der Maler Domenichino Seelenzustände darzustellen und die Sinne der
Betrachter zu ergreifen. Belloris große Bewunderung für den befreundeten Künstler offenbart
sich nicht zuletzt in seiner atemberaubenden Beschreibung der »Kommunion des heiligen
Hieronymus« einer der schönsten Ekphrasen innerhalb der Viten. Und doch liegt ein Schatten
über Domenichinos Leben. Mit seiner unbegrenzten Hingabe schuf er zwar zahlreiche berühmte
Werke doch mit jeder Errungenschaft wuchsen auch die Hürden auf seinem Weg. Was früh als
künstlerischer Wettstreit beginnt entwickelt sich zu belastender Konkurrenz bei der der Neid
der anderen zunehmend sein bedrohliches gar tödliches Antlitz offenbart. Domenichino ist
Belloris kluger tragischer Held dessen gemalten Historien sowie dessen bewegter Geschichte er
ein außergewöhnliches Andenken widmet. Marieke von Bernstorff zeigt auf wie Bellori mit
dramaturgischem Geschick Domenichinos Werke auf die imaginäre Bühne seiner Vita führt und
detailliert schildert um sie dann erneut den häufig widrigen Umständen des Künstlerlebens in
einem von Konkurrenz geprägten Kunstsystem zu überlassen.