Drei neue Stücke von Lukas Bärfuss die große Themen diskutieren und zugleich an unsere
Alltagserfahrungen anknüpfen - tragisch komisch und grotesk. 2021 jährt sich Martin Luthers
berühmte Widerrufsverweigerung auf dem Wormser Reichstag zum fünfhundertsten Mal. Bei den in
ebendieser Stadt veranstalteten Nibelungen-Festspielen sollte aus diesem Anlass statt des
üblichen Hebbel-Dramas »Die Nibelungen« das Stück »Luther« von Lukas Bärfuss zur Uraufführung
kommen. Der Initiator der Reformation kommt in diesem Stück als handelnde Figur zwar nicht vor
sein Wirken spiegelt sich aber im Handeln der anderen Figuren seien es Vertreter der
weltlichen Macht wie am Hofe in Brandenburg oder Vertreter der geistlichen Macht wie Papst Leo
X. Während man hier und dort der Meinung ist sich diesen Luther zu seinem »Werkzeug« machen zu
können bleiben dessen Bestrebungen nicht ohne Folgen und die Kurfürstin Brandenburgs wendet
sich mehr und mehr seinen Lehren zu. In »Frau Schmitz« einer 2016 uraufgeführten
Gendergroteske kommen die wirtschaftlichen Verstrickungen der Gegenwart in den Blick: Was tun
wenn eine Firma wichtige Verhandlungen mit einem Zulieferer in Pakistan führen muss die
geeignete Person hierfür aber eine Frau ist? Und was passiert wenn diese nach dem Erfolg die
Männerkleidung anbehält? Und ist Frau Schmitz überhaupt eine Frau oder nicht eher ein Mann?
Abgeschlossen wird dieser neue Stücke-Band von Lukas Bärfuss mit »Julien« einem im Januar 2020
uraufgeführten Stück das sich mit einem Klassiker der Weltliteratur auseinandersetzt und die
Geschichte des Protagonisten aus Stendhals »Rot und Schwarz« neu erzählt die Geschichte eines
Emporkömmlings dessen tiefer Fall nicht auf sich warten lässt.