Studieren im Ausland: humanitäre Krisen Solidarität und die Formierung eines globalen
Handlungsfelds. Studieren im Ausland ist heute scheinbar normal. Die meisten Programme versehen
dies dabei mit dem Auftrag internationale Verständigung zu fördern. Isabella Löhr analysiert
wie diese Verbindung von Bildungsmobilität und Verständigung im Verlauf des Ersten Weltkriegs
entstand. Die Europäische Studentenhilfe war eine aus der studentischen Missionsbewegung des
19. Jahrhunderts kommende humanitäre Organisation die ab 1920 in den Universitätsstädten im
östlichen Europa tätig wurde. Sie verband Bildungsmobilität mit humanitärer Hilfe und
transformierte studentische Mobilität in ein gesellschaftspolitisches Sujet das innerhalb
weniger Jahre zu einem Gegenstand bildungspolitischer Interventionen auf globaler Ebene
aufrückte. Die humanitäre Sorge für Studierende diente nach dem Krieg als Modell für eine
Verständigungspolitik die ein Denken in Kategorien von Nation Minderheiten und Rasse race als
großes Problem der Zeit ansah und das Ideal einer globalen studentischen Gemeinschaft als
Lösung propagierte. Ein wesentliches Element der modernen Universitätsausbildung - Mobilität
für den Wissenserwerb - wurde damit von religiösen und humanitären Handlungslogiken und
Weltsichten geprägt.