Landkarten als Wissensvermittler und Ware. Landkarten sind vielseitige Medien: Mit ihnen werden
Ressourcen erschlossen militärische Operationen geplant politische Forderungen symbolisiert
wissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert und Wohnungen geschmückt. Sie vermitteln stets eine
bestimmte Sicht auf die Welt die auch durch die Kartographen und deren visuelles Wissen
geprägt ist. Bei der Analyse von Karten geraten diese Protagonisten der Weltbildproduktion
jedoch oftmals in den Hintergrund. Philipp Meyer stellt mit Hermann Haack (1872-1966) und Paul
Langhans (1867-1952) zwei äußerst produktive Kartographen in den Mittelpunkt seiner Studie.
Beide prägten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den zeitgenössisch renommiertesten
deutschen Verlag kartographischer Erzeugnisse: Justus Perthes in Gotha. Anhand von Haack und
Langhans untersucht Meyer wie im Zeitalter von Kolonialbewegung und nationalistischen
Diskursen völkische und rassistische Deutungsmuster in den Karten visuell übersetzt wurden.
Dabei wird die Beziehung von Politik und Kartographie im Hinblick auf den Zusammenhang von
wirtschaftlichen Verlagsinteressen und der visuellen Gestaltung von Karten beleuchtet. Auf
diese Weise erweitert Meyer die bisherige Forschung zu den politischen Kontexten von
Kartographie um zentrale Aspekte.