Zentralstaatliche Archive im Spannungsfeld von Fachautonomie Diktaturvereinnahmung und
Systemtransformation.Mit dem Nationalsozialismus und dem Staatssozialismus sah sich die
Expertenkultur der deutschen Archivarinnen und Archivare mit zwei diktatorischen
Herrschaftssystemen konfrontiert deren Träger ihren Führungsanspruch auch im Archivwesen
durchzusetzen trachteten. In der Folge rückten Archive wie nie zuvor ins Blickfeld politischer
Machteliten. Zugleich erweiterten sich ihre Aufgabenfelder bis hin zur Indienststellung für den
Herrschaftsapparat der Diktatur.Am Beispiel des Reichsarchivs Potsdam und seiner
Nachfolgeeinrichtungen Bundesarchiv und Deutsches Zentralarchiv der DDR untersucht Peter Ulrich
Weiß diese historische Entwicklung nach 1933 und 1945. Dabei geht es um personelle
NS-Belastungen und Grauzonen zwischen Mitmachen und Verweigern ebenso wie um die Folgen von
Diktatur und deutscher Teilung für das verwaltete Archivgut den öffentlichen Aktenzugang und
die Prinzipien archivarischer Arbeit.Der Autor legt eine facettenreiche Behördengeschichte vor
deren Untersuchungsgegenstand sich über drei politische Systeme erstreckt und neue Einsichten
in das Experten- und Fachbeamtentum der Archive und dessen Wandlungsprozesse im zweiten Drittel
des »Jahrhunderts der Extreme« bietet.